"Blitzen" zeigt erste Erfolge
Chamerau/Blaibach. Wer seit einem Jahr auf der Staatsstraße zwischen Bad Kötzting und Cham auf Höhe des Chamerauer Ortsteiles Roßbach durch die Tempo-60-Zone fährt, hält sich seit dem Beitritt der Gemeinde zum Zweckverband kommunale Verkehrssicherheit nun wesentlich öfter daran. Nicht, weil das Einsehen um die Notwendigkeit dieser Beschränkung gewachsen wären, sondern weil hier des Öfteren die Geschwindigkeit durch den ZV kontrolliert wurde.
Statt 20 Prozent an Fahrern, die im zweiten Halbjahr 2018 zu schnell durch diesen Bereich fuhren, waren es im ersten Halbjahr 2019 nur noch rund 13 Prozent-ein Erfolg, der auch Bürgermeister Stefan Baumgartner freut. Dass sich nun deutlich mehr Verkehrsteilnehmer an die hier vorgegebene Geschwindigkeit hielte, schlage sich auch den Unfallzahlen an dieser Stelle nieder. "Statt bis zu 25 im Jahr waren es nur noch 4" rechnet der Bürgermeister vor. Dass die Gemeinde durch den Beitritt zum Zweckverband nur die Gemeindekasse aufbessern wolle, weist Baumgartner auch nach einem Jahr zurück.
Nächste Gemeinde macht mit
"Da haben wir ganz andere Einnahmequellen in der Gemeinde", versichert er. Nein, ihm und dem Gemeinderat gehe es rein um die Sicherheit, und die habe sich nach einem Jahr bereits deutlich erhöht. Zum Vergleich: Im zweiten Halbjahr 2018, als der Zweckverband mit seiner Arbeit begonnen hatte, wurden etwa in Roßbach bei vier Messungen je zehn Stunden rund 3300 Fahrzeuge geblitzt- mit einer Überschreitung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 60 Kilometern pro Stunde von bis zu 10 km/h und einem "Spitzenwert" von 60 km/h zu schnell. Unterm Strich stand damals alleine in Roßbach nach Abzug der Kosten für die Blitzer-Stunde (je 100 Euro) und den Kosten für die Nachverfolgung (neun Euro pro Fall) eine Summe von rund 30 000 Euro, die in die Gemeindenkasse floss. Also doch "Abzocke"? "Nein", argumentiert der damalige Geschäftsführer des Zweckverbandes, Maximilian Köckritz, auf Anfrage unseres Medienhauses.
Diese Zahl stehe für etwas ganz anderes, nämlich: Hier fährt jeder, wie er will." Dass sich im Verhalten der Fahrer an dieser Stelle tatsächlich etwas verändert hat, belegt nicht nur das prozentuale Ergebnis, sondern auch die absoluten Zahlen. Statt der 3300 Fahrzeuge an vier Messtagen, waren es an den sieben Messtagen seit Jahresbeginn bei Roßbach nur noch 2013 Fahrzeuge, die an dieser Stelle mindestens sieben Kilometer pro Stunde zu schnell unterwegs waren - bei 15273, die insgesamt während der Dauer von 33 Stunden hier gefahren sind.
Das sind Zahlen die auch andere Kommunen aufhorchen lassen. Bis vor Kurzem waren im Landkreis Cham nur die Stadt Roding und die Gemeinde Chamerau Mitglied im Zweckverband. Seit gut einem Monat lässt auch der Blaibacher Gemeinderat in einigen seiner Straßen die Geschwindigkeit durch den ZV überprüfen. "Ich freue mich, dass auch andere Kommunen jetzt nachziehen", sagt Stefan Baumgartner in Chamerau. Wie sein Kollege erklärt auch Blaibachs Bürgermeister Wolfgang Eckl: "Es geht nicht um´s Geld - wir hatten nur sehr viele Beschwerden von Bürgern, dass zu schnell gefahren wurde, da mussten wir etwas unternehmen."
Die Todesursache Nummer eins
Genaue Zahlen liegen hier nach einem Monat natürlich noch nicht vor. Zehn Stunden im Monat sind im Moment vereinbart, in denen der Zweckverband vor allem an den Ortseinfahrten sowie in Wohnsiedlungen unterwegs ist. "Das sind gerade einmal zweieinhalb Stunden pro Woche", rechnet der Bürgermeister vor. Für eine "Abzocke" wohl weit zu wenig. "Wer zu schnell fährt, fährt eben zu schnell", sagt er, und das sei eben nicht erlaubt. Den aller letzten Anstoß habe es gegeben, als aufgrund des Baus der Ortsumgehung in Lederdorn die Gemeinde zu einer beliebten Umfahrung der Baustelle geworden ist. Hier wurden Leuchttafeln aufgestellt, die die Geschwindigkeiten anzeigen. Alleine das habe schon Wirkung gezeigt.
Mit Blick auf die Nachbargemeinde Chamerau ist Eckl überzeugt, dass sich auch in Blaibach der Effekt einstellen wird, dass die Fahrer vom Gas gehen - "Und darum geht es uns." Für Sandra Schmidt, derzeit kommissarische Geschäftsführerin des ZV, eine normale Entwicklung nach ein paar Monaten. Die meisten Fahrer, die es "erwischt", zeigten sich übrigens einsichtig. "Überhöhte Geschwindigkeit ist Todesursache Nummer eins im Straßenverkehr", zitiert sie Statistiken. Der wichtigste Grund, um vom Gas zu gehen, nicht die Geldstrafe.