Brüder, Kollegen und Teamkameraden
Stefan Riederer hat in seiner Karriere den Sprung in den Profi-Fußball als einer von wenigen aus dem Landkreis Cham geschafft. Der Chamerauer ist immerhin als Torwart bis in die 3. Liga nach oben gekommen. 61 Einsätze bei der SpVgg Unterhaching und vier beim Chemnitzer FC weist seine Vita aus. In der 2. Liga saß der heute 34-Jährige in Unterhaching in der Spielzeit 2006/07 in insgesamt 19 Partien unter Trainer Werner Lorant auf der Bank. Aktuell ist Stefan Riederer eigentlich Torwarttrainer beim ASV Cham, und zwar seit zwei Jahren zusammen mit seinem jüngeren Bruder Michael. Doch seit fast zwei Jahren hütet Stefan beim Club aus der Kreisstadt wieder das Tor und möchte die wegen der Corona-Pandemie unterbrochene Spielzeit 2019/20 gerne noch zu Ende bringen,
um dann die aktive Laufbahn endgültig zu beenden und sich dann mehr dem Beruf und der Familie widmen zu können.
Stefan wurde wie Michael in Cham geboren und wuchs in seinem Heimatort Chamerau auf. Nichts war naheliegender, als beim heimischen FC Chamerau mit Fußball zu beginnen. Doch mit dem Ende der C-Jugend zog es Stefan 2000 zum 1. FC Bad Kötzting, wo er die beiden B-Junioren-Jahre und die erste Saison A-Jugend im Nachwuchs durchlief. Das zweite Jahr in der U 19 spielte Stefan mit seinen 1,94 Metern Körpergröße und seinem stärkeren linken Fuß schon bei den Herren im Tor der Kötztinger und wurde als A-Jugendlicher Meister in der Landesliga Mitte und stieg 2004 in die „alte“ Bayernliga auf.
Abschied gegen Unterhaching
„Das war damals schon sensationell. Ich hatte das Vertrauen des Trainers und die Chance habe ich genutzt“, blickt Stefan zurück. Durch seine konstant guten Leistungen rückte der Youngster ins Blickfeld anderer Vereine aus der Bayernliga. So stand sein Name auf einmal auf dem Zettel bei der SpVgg Unterhaching, deren zweite Mannschaft in der Bayernliga spielte. 2006, nach zwei Jahren Bayernliga in Bad Kötzting, wechselte Stefan nach Unterhaching. Gleich in seinem ersten Jahr war Stefan 19-mal Ersatzmann von Philipp Heerwagen in der 2. Liga, kam aber
nicht an ihm vorbei. Am letzten Spieltag der Saison 2006/07 stieg Stefan Riederer mit Unterhaching aus der 2. Bundesliga ab.
Stefan Riederer half der Abstieg sogar etwas, denn nun musste der Verein mehr auf Spieler aus dem eigenen Umfeld setzen. Doch nach einem weiteren Jahr in Haching wechselte der Torwart zum 1. FC Kaiserslautern II in die Regionalliga. „Das war auch eine schöne Erfahrung.“ Aber natürlich fern der Heimat und nach Unterhaching hatte Stefan nun schon fast etwas Heimweh, denn dort hatte er seine aus Altenkreith stammende Freundin Marlene kennengelernt. Beide haben jetzt fünf Jahre alte Zwillinge, einen Sohn und eine Tochter. So wechselte Stefan nach einem Jahr in der Pfalz 2009 zurück nach Unterhaching, und zwar noch einmal für vier Jahre.
Die Nummer 1 und Kapitän
In den beiden letzten Spielzeiten 2011/12 und 2012/13 war Stefan die Nummer 1 und sogar Kapitän beim Drittligisten. Ende Januar 2013 zog er sich allerdings einen Knorpelschaden im Knie zu, kehrte bei den Hachingern nicht mehr auf den Platz zurück und unterschrieb im Sommer 2013 einen Zweijahresvertrag beim Drittligisten Chemnitzer FC.
Doch dort gefiel es ihm nicht besonders. „Ein Bayer in Sachsen, da fehlte doch der Wohlfühlfaktor ganz erheblich. Die Mannschaft war in Ordnung, Wohnung und Umfeld auch. Aber ich habe mich dann nach einem Jahr doch dazu entschieden, den Vertrag vorzeitig aufzulösen“, sagt Stefan Riederer. So stand der nächste Transfer an und der führte Stefan zurück in die Heimat nach Bad Kötzting, der gerade frisch in die Bayernliga Süd aufgestiegen war. Leider konnte der Tormann den direkten Wiederabstieg nicht verhindern. Zwei weitere Jahre in der Landesliga Mitte blieb Stefan noch bei den Rotblauen.
Im Sommer 2017 nach einem 5. Platz wollte Stefan seine Karriere eigentlich beenden, denn durch die vielen Jahre als Profi stand nun eine Berufsausbildung zum Fachwirt an und der eigene Nachwuchs verlangte nach seiner Aufmerksamkeit. Aktuell ist die schriftliche Prüfung bereits bestanden, das Mündliche wäre eigentlich auch schon durch, musste aber wegen der Corona- Pandemie verschoben werden.
Nach dem zweiten Intermezzo in der Badstadt, wo Stefan mit seiner Familie aktuell noch wohnt, im Herbst aber in das neu gebaute Haus in Chamerau umziehen wird, zog es den über Jahre hinweg als sicheren Rückhalt bekannten Keeper zum ASV Cham. Dort stieg Stefan als Torwarttrainer ein. Das lief alles sehr gut an. „Ich sollte mit meiner Erfahrung die jungen Torleute voranbringen.“ Doch im zweiten Jahr zog sich Keeper Tobias Vogl einen Bandscheibenvorfall zu. Stefan wurde überredet, wieder anzugreifen – und das gelang ihm mit Bravour: „Am Ende sind wir Vizemeister geworden und so sind wir über die Relegation nach 55 Jahren Abwesenheit in die Bayernliga aufgestiegen. Ich durfte dann in dieser Saison noch mal in der Bayernliga ran, was mir quasi geschenkt worden ist. Schön wäre es, wenn ich die letzten Spiele dieser Saison noch spielen könnte.“ Doch nach dieser Saison ist endgültig Schluss, dann wird er seine aktive Laufbahn definitiv beenden, eine Ausnahme gibt es dann nicht.
Kleiner Bruder ist Coach und Chef
Somit ist in der vorigen und aktuellen Spielzeit sein jüngerer Bruder Michael sein Torwarttrainer und das ist nicht alltäglich. Zudem steht mit Chefcoach Andreas Lengsfeld ein ehemaliger Profi Torwart an der Spitze des Kaders. „Andreas hält sich, was das Torwarttraining angeht, völlig raus und lässt uns machen. Es klappt ja auch gut, denn wir stehen als Aufsteiger in der Bayernliga gut, haben uns akklimatisiert und sollten unter normalen Umständen den Klassenerhalt packen.“
Zu seinem Bruder Michael pflegt Stefan ein freundschaftliches Verhältnis: „Wir verstehen uns gut, motivieren uns gegenseitig und das ja schon seit Jahren. Er hat meinen und ich seinen Weg genau verfolgt. Jeder von uns hat das Bestmögliche rausgeholt, jeder hat seinen Mann gestanden und auf das Erreichte können wir ein wenig stolz sein.“ Auch im Beruf, beide arbeiten ja in der gleichen elterlichen Firma im Büro im Gewerbegebiet in Chamerau, ist Michael als Geschäftsführer der Chef von Stefan, der demnächst seine Ausbildung abschließen wird. Eine gemeinsame Zukunft wird es somit beruflich wie sportlich geben, denn beide werden auch in der nächsten Spielzeit gemeinsam das Torwarttraining beim ASV Cham leiten.
Neun Jahre am Roten Steg
Michael Riederer hat viele Jahre im Landkreis Cham als Fußball- Torwart gespielt. Der heute 29-Jährige stammt aus Chamerau und der FC Chamerau ist sein Heimatverein. Bereits ab der D-Jugend spielte Michael aber beim 1. FC Bad Kötzting und folgte damit dem älteren Bruder an den Roten Steg, wo er insgesamt neun Jahre blieb. Eine weitere lange Station war die DJK Vilzing mit insgesamt sieben Jahren und zwei Aufstiegen von der Bezirksoberliga Oberpfalz hinauf bis in die Bayernliga. Im Sommer 2017 verließ der Keeper den Huthgarten und gab ein kurzes Intermezzo beim Landesligisten SV Neukirchen beim Heiligen Blut, wo er aber noch im Juli seine Karriere beendete. Seit Sommer 2018 ist Michael Riederer zusammen mit Bruder Stefan Torwarttrainer beim ASV Cham.
Rund viereinhalb Jahre jünger als Stefan ist Michael Riederer, der Anfang Juni seinen 30. Geburtstag feiert. In der Saison 2009/10 begann seine Karriere im Herrenbereich und da ging es gleich ins Tor der ersten Mannschaft in der Bayernliga. Es war für die Kötztinger das sechste und letzte Jahr in der „alten“ Bayernliga. Im Tor hatte Riederer Konkurrenz von Christoph Bergmann, der aber gleich zu Saisonbeginn verletzt war und so konnte sich Michael als Nummer 1 beweisen. Immerhin brachte es der damalige Youngster auf 20 Bayernliga-Spiele. Trainer in den ersten Wochen war Uli Karmann, den Riederer später auch in Vilzing als Vorturner haben sollte. Den Abstieg aus der Bayernliga konnte Michael Riederer aber nicht verhindern. „Trotzdem hatte ich eine schöne Zeit in Bad Kötzting, die ich nicht missen möchte.“ Mit dem Abstieg verabschiedete sich Riederer nach neun Jahren vom Roten Steg und wechselte zur DJK Vilzing vor. Der damals 19-Jährige
hatte es bei der DJK im Kampf um den Stammplatz mit Andras Kristoffy, einem Ex-Profi aus Ungarn zu tun, kam aber immerhin auf 16 Einsätze in der Landesliga Mitte. Allerdings stiegen die Vilzinger 2011 aus der Landesliga ab. Immerhin folgte nur ein Jahr später die sofortige Rückkehr zur Ligareform 2012, als die Bezirksoberligen abgeschafft und die Regionalliga Bayern sowie die Zweiteilung der Bayernligen eingeführt wurden. Seine erfolgreichste Zeit sollte Michael Riederer am Huthgarten haben. Immerhin stand er 17-mal zwischen den Pfosten und hatte somit seinen Anteil am Landesliga-Aufstieg: „Wir haben uns durch die Reform als Vierter für die Landesliga qualifiziert. Das war zwar keine Meisterschaft, aber trotzdem ein Aufstieg“, so Michael.
Ab dieser Zeit, es war das Jahr 2012, war Michael Riederer die Nummer 1 bei der DJK Vilzing. Trainer Sepp Beller vertraute dem jungen Keeper, der das Vertrauen rechtfertigte und mit Leistung zurückzahlte. Die DJK Vilzing wurde hinter dem Meister TSV Bogen Zweiter, verpasste den größten Erfolg in der Vereinsgeschichte aber in der Relegation. Gegen den TSV Aindling konnte sich Vilzing noch durchsetzen, Endstation war gegen den SV Raisting, als nach einem 0:0 daheim auswärts mit 1:2 verloren wurde.
Schöne Erfolge mit der DJK
Aber ein Jahr später klappte es mit dem Bayernliga-Aufstieg. Michael Riederer stand in allen 34 Saisonspielen zwischen den Pfosten und verpasste keine Minute. Erneut wurde – dieses Mal hinter dem 1. FC Bad Kötzting – die Vizemeisterschaft in der Landesliga Mitte errungen. In der Relegation hieß der Gegner dieses Mal FC Affing. Nach einem 2:2 daheim gelang auswärts ein 1:0-Erfolg: „Das war ein unglaublich schöner Moment. Das war ja der größte Erfolg in der Vilzinger Vereinsgeschichte zu diesem Zeitpunkt“, erinnert sich Michael.
Im Folgejahr schlossen die Vilzinger, Michael war erneut die Nummer 1, er konnte sich gegen den Tschechen Ladislav Caba durchsetzen, die Saison auf Platz 5 ab. Zur Saison 2015/16 kam mit Uli Karmann ein neuer Trainer nach Vilzing, den Michael ja schon aus seiner Kötztinger Zeit kannte. Auf der Torwartposition änderte sich in diesem Spieljahr aber nichts, Michael hütete das Tor. Am Ende wurde es der 12. Rang für die DJK. Die Saison 2016/17 sollte für den Chamerauer seine letzte bei den Gelb- Schwarzen werden. Bis zum Winter hütete Michael weiterhin das Tor der Vilzinger, doch in der Winterpause vollzog Coach Karmann einen Wechsel und gab Caba den Vorzug. Riederer kam 2017 nicht mehr zum Einsatz, spielte zweimal in der „Zweiten“ in der Bezirksliga – einmal sogar im Feld und bereitete dabei einen Treffer vor.
Intermezzo in Neukirchen
Michael Riederer verließ im Sommer 2017 den Huthgarten und schloss sich dem SV Neukirchen beim Heiligen Blut an. Doch nach nur zwei Spieltagen war für ihn Schluss und Michael hörte bei den „Rosenkranzlern“ auf. Er legte eine Pause ein und konzentrierte sich auf den Beruf. Erst 2018 stieg er als Torwarttrainer beim ASV Cham ein und feierte gleich zum Abschluss des ersten Jahres die Vizemeisterschaft. Michael trainierte dabei seinen Bruder Stefan. Das war insofern kein Problem, weil: „Wir haben seit jeher ein brüderliches und freundschaftliches Verhältnis. Ich habe den Weg von Stefan genau verfolgt, habe ihn auch an seinen Stationen in Unterhaching, Kaiserslautern und Chemnitz besucht, Spiele von ihm angeschaut. Vielmehr ist es so, dass wir uns oft angestachelt haben“, sagt Michael.
In der Saison 2014/15 gab es sogar zwei Bruderduelle in der Bayernliga Süd, wobei Stefan bei Bad Kötzting und Michael bei Vilzing im Tor stand. Das Hinspiel ging mit 2:1 an Vilzing, im Rückspiel hatten die Kötztinger mit 1:0 die Nase vorne. Somit endete das Bruderduell unentschieden.
Fußball hat für Michael immer noch eine große Bedeutung, aber nicht mehr so, wie es schon einmal war. Am 3. Juli steht die Hochzeit mit Freundin Lisa an und für September hat sich Nachwuchs, ein Sohn, angekündigt. Zudem wird das Elternhaus gerade umgebaut. Beruflich ist Michael Geschäftsführer einer Firma in der Finanzbranche in Chamerau, die auch als Versicherungsmakler auftritt. Mutter Hildegard und Bruder Stefan arbeiten ebenfalls mit.
Der Fußball hat im Leben von Michael Riederer über viele Jahre großen Raum eingenommen: „Rückblickend war es eine sehr schöne Zeit, in der ich sehr viele Freunde kennengelernt habe. Zu vielen besteht auch heute noch Kontakt. Ich sehe mir überwiegend die Spiele des ASV Cham an, aber ich schaue auch mal in Vilzing und in Bad Kötzting vorbei“, sagt Michael, der den Posten des Torwarttrainers auch in der nächsten Spielzeit, wann immer die kommen wird, beim ASV Cham zusammen mit dem älteren Bruder Stefan bekleiden möchte. Das brüderliche Verhältnis ist sehr gut, beide haben zusammen auch schon ein Torwartcamp in Cham abgehalten. „Torwarttrainer, Beruf und Familie lassen sich in Einklang bringen und so kann ich nach dem Ende meiner aktiven Karriere dem Fußball immer noch erhalten bleiben“, sagt Michael Riederer.