Der beschwerliche Weg auf den Berg
Kalvarienberge waren früher in der vorösterlichen Zeit viel besuchte Andachtsstätten, sie waren Orte der Ruhe und Besinnlichkeit. Auf einem Hügel oder einem Berg wurden ein großes Kreuz oder eine Kreuzigungsgruppe aufgestellt, die den Endpunkt eines Kreuzweges mit Darstellungen des Leidensweges Christi bildete. Der Ursprung der Kalvarienberge geht auf das 13. Jahrhundert zurück. Sie wurden als „Kopien“ der Leidensstätten Jesu im Heiligen Land errichtet.
Waren ursprünglich nur Anfang und Ende festgelegt, wurden im Mittelalter weitere Gedenkstätten hinzugefügt. Daraus entstanden später die Kreuzwege mit den sieben Stationen, die im 16. Jahrhundert weit verbreitet waren. Erst im 17. und 18. Jahrhundert wurden die heute üblichen 14 Kreuzwegstationen geschaffen.
Das war auch die Zeit, in der viele Kalvarienberge umgestaltet wurden. Die Kreuzigungsgruppe wurde vom einstigen Endpunkt zur zwölften oder 14. Station. Viele der Kalvarienberge sind bis in unsere Zeit als Orte der Andacht und Stille erhalten geblieben, darunter der Kalvarienberg in Chamerau mit seiner Kapelle.
Einst unansehnlicher Hüge
lDer Kalvarienberg in Chamerau, er soll 1901 noch ein recht unansehnlicher Hügel gewesen sein, ist heute von dichtem, wucherndem Grün bewachsen, das die Kapelle am Scheitel des Bergs nahezu völlig eindeckt. Der Berg selbst steht im Eigentum von gemeindegrundberechtigten Anwesenbesitzern in Chamerau, 1905 waren es nach Aufzeichnungen von Pfarrer Poiger 17, die links des Regens ihre Besitztümer hatten.
Begleitet wird der Weg von aus Granit gehauenen Steinsäulen mit in Nischen versenkten Kreuzwegtafeln. Die Bilder des Kreuzweges stammen nach Berichten von Poiger vom Schloss in Runding. Sie sollen 1844 von Pfarrprovisor Michl erworben worden sein.
Anpflanzung begann 1901
Die Mittel hierfür brachten die Gläubigen aus Spenden auf. Im gleichen Jahr wurden die Tafeln renoviert und durch Pfarrer Schuierer benediziert.
Die Anpflanzung des Kalvarienberges hat 1901 unter Leitung des Königlichen Landwirtschaftslehrers Bergmann aus Kötzting begonnen. 1905 wurde auf ein Ansuchen hin ein staatlicher Zuschuss in Höhe von 80 Mark für die Begrünung des Berges gewählt. 1906 erhielt der erste „Anflug von Bäumen“ Gesellschaft durch drei Linden und mehrere Ahornbäume.
Wann die Kapelle erbaut wurde, von wem und aus welchem Anlass, ist aus keiner Niederschrift zu ersehen. Mehr wird dagegen über den Kalvarienberg selbst berichtet. Pfarrer Poiger beschreibt ihn in seinen Aufzeichnungen als „kahl und ausgebrannt“. Er stand danach im Eigentum von 17 Gemeindebürgern, die auch noch Rechte auf der Kuhwörth, der Insel im Regen, dem Schindbühl und den Hängen an der Steinklammer hatten. Die Kapelle gehörte ihnen ebenfalls. 1905 wurde durch einen Königlichen Regierungsrat aus Landshut die „ruinöse Schindelbedachung“ der Kapelle beanstandet und eine Dacherneuerung angeordnet. Keiner der 17 Rechtler wollte etwas von der Übernahme der Baulast wissen. In einer Sitzung beschlossen sie eilig, das Eigentum der Kapelle der Pfarrkirchenstiftung Chamerau überschreiben zu lassen.
„Ruinös“ war die Kapelle auch 1960 geworden. Diesmal besorgte die Renovierung auf eigene Kosten Bauunternehmer Alfons Schönberger. „Dabei wurde“, heißt es in der Niederschrift, „vom Pfarramt auch eine überdies notwendige und zeitgemäße Entrümpelung von entarteter Volkskunst durchgeführt“.
Die große Linde auf dem Kalvarienberg, so haben es ältere Männer dem geistlichen Chronisten berichtet, soll zwischen 1830 und 1840 gepflanzt worden sein. In der Kapelle war eine Bauernbarockmadonna untergebracht, die aus Sicherheitsgründen 1964 in den Pfarrhof gebracht wurde. Die Jesus-Geißelstatue blieb mit mehreren Hinterglasbildern zurück, jedoch nicht mehr lange, Kirchendiebe nahmen sie mit. Nach ihrer Wiederauffindung war sie arg ramponiert, ein geschändeter Heiland, der dem Pfarrer zurückgegeben wurde. Eine Wiederinstandsetzung wurde beschlossen, für die die Pfarrangehörigen eifrig spendeten. 1987 wurde eine erneute Renovierung der Kapelle in Angriff genommen. Am 23. August 1987, dem Tag der Einweihung, fand ein großes Pfarrfest statt. Bei der Prozession der Pfarrangehörigen zur Kapelle wurde die renovierte Christus-Geißelstatue mitgeführt und an ihrem angestammten Platz in der Kapelle installiert.
Der Pfarrgemeinderat wollte mit der Renovierungsaktion eine religiöse Wiederbelebung der kleinen Außenstation erreichen und sie mehr als einmal im Jahr zum Ziel kleiner Wallfahrten der Gläubigen machen.Die stillen HelferUnbemerkt von vielen hat Anni Heigl aus Wölsting, die bereits verstorben ist, vier Jahrzehnte lang die Kalvarienbergkapelle betreut. Anita und Gerhard Bock haben sich nach dem Ausscheiden von Anni Heigl 2014 bereit erklärt, diesen Dienst zu übernehmen. Sie sorgen mit Mäh- und Säuberungsarbeiten auf dem Kalvarienberg schon viele Jahre für Sauberkeit.