Drei Jungstörche spitzen nun aus dem Nest

26. Juni 2020: Kälte und der Regen vom Montag auf Dienstag vermutlich Todesursache für ein Tier
Storchenmann ist nicht mehr allein

Storchenmann ist nicht mehr allein

 Chamerau. Alles begann sehr positiv. Bis ungefähr in der 17. Kalenderwoche hatte das geflügelte Paar gebrütet. Vier Jungstörche galt es nun aufzuziehen und zu füttern. Die Natur kann manchmal grausam sein, eines der vier Storchenbabys ist tot. Bis Montag konnte man davon ausgehen, dass die Welt der Storchenfamilie auf dem Herold- Kamin in Chamerau in Ordnung ist. Die Störchin stand am Horstrand und schien ihre Kleinen zu betreuen. 

 Am Dienstag in der Frühe aber lag ein totes Küken unterhalb des Horstes auf dem Dach. Es ist nicht hundertprozentig sicher, aber doch sehr wahrscheinlich, dass der Jungstorch wegen des Sturmes am Montagabend aus dem Nest gefallen ist. Eine andere Möglichkeit wäre der am Montagabend herrschende Regen mit kalten Temperaturen die Nacht über.

 Zwar sitzt die Störchin so lang wie möglich auf den Kleinen, um sie vor Regen und Kälte zu bewahren. Aber irgendwann werden die Kleinen bis zur Haut durchnässt, und ihr eigenes dünnes Federkleid aus feinen Daunen bietet keinen adäquaten Schutz, sie können sich
nicht mehr erwärmen und müssen
erfrieren.

 Problematisch sei, dass die Störche ihre neuen Nester meist auf ihre alten Nester setzen, die das Wasser nicht mehr durchlassen. Irgendwann entstehe dann eine Pfütze. Die toten Jungen werden kurzerhand aus dem Nest geworfen, damit die restlichen Jungen mehr Schutz erhalten können. Das ist in der Vogelwelt nichts Besonderes.

 Storchenpapa "Solo" 

 Die Einwohner von Chamerau, vor allen Dingen die Nachbarn des Storchenhorstes in der Regenstraße, haben seit Dienstag die Gewissheit, dass nun nur noch drei Jungstörche im Horst sind. Storchenpapa „Solo“ ein Niedersachse, der vor Jahren einmal in Miltach beheimatet war, verspürte im Herbst offenbar kein Fernweh, flog nicht in den Süden, sondern blieb einfach in seinem Horst in Chamerau. Die Störchin, die am 20. Februar angekommen ist und ihr Partner haben trotz des Todes eines ihrer Jungen viel mit der Fütterung der restlichen drei Jungen zu tun. Die drei Jungstörche dürften laut den Storchenbeobachtern aus der Regenstraße in der 17. Kalenderwoche geschlüpft sein, was aus dem besonderen Verhalten der Altstörche sichtbar wurde.

 Die Brutdauer beträgt in der Regel zwischen 32 bis 37 Tage. Da kleine Störche, sie wiegen beim Schlüpfen etwa 75 Gramm, in ihrem ersten grauweißen Daunenkleid sehr wärmebedürftig sind, werden sie ausgiebig gehudert, das heißt, von den Eltern gewärmt. Außerdem heißt es für beide Altstörche bis zum Schlüpfen des letzten Jungen den Eiern gleichmäßig Wärme zuzuführen. Erkennen kann man ein Jungtier an seinem schwarz-grauen Schnabel. Das bleibt auch in den ersten Monaten so. Dann färbt sich der Schnabel allmählich immer röter. Ist der ganze Schnabel rot, handelt es sich ziemlich sicher um einen erwachsenen Storch. Weißstörche sind etwa 80 bis 100 cm lang und haben eine Flügelspannweite bis 220 cm.

 Überall lauern Gefahren

 Eine Grundbedingung für das Überleben der Tiere ist jedoch auch das Wetter: Unwetter wie in diesem Jahr, bei dem ein Jungstorch ums Leben kam, können eine tödliche Gefahr bedeuten. Wenn die Jungstörche größer werden und noch kein wärmendes Gefieder haben, wird es oft kritisch. Sie passen nicht mehr unter das Gefieder der Altvögel und kühlen durch Nässe und Kälte aus. In Bayern kam so 2013 die Hälfte der Jungstörche ums Leben. Auch sonst gibt es mancherlei Gefahren. Gern tragen die Altvögel Plastikteile ins Nest. Wenn sich die Jungstörche darin verheddern, können sie sich oft nicht davon befreien und strangulieren sich.

 Der Stolz der Chamerauer

 Die Tierfreunde aus Chamerau, hoffen, dass der übrig gebliebene Storchennachwuchs nun von derlei Ungemach verschont bleibt. Nicht nur die Storchenbeobachter freuen sich über das Geklapper der Störche, wenn sie sich begrüßen oder mit Futter für die Jungen ankommen, sondern die ganze Gemeinde, sind doch Störche ein Zeichen intakter Natur.