Ein Ort, wo man zu sich und zu Gott kommt
Chamerau. Der eigentliche„Hausberg“ der Chamerauer istzwar der nahe Lamberg, eine nochengere Beziehung pflegt das Dorfaber zum Kalvarienberg. Der einstkahle Hügel wurde im Laufe von über 100 Jahren von einer Weidefläche,über die 17 Rechtler aus Chamerauverfügten, in einen gesundenMischwald umgebaut.
Zunächst waren auf dem Kalvarienbergvor allem Kiefern gewachsen,nachdem die Beweidung eingestelltworden war. In den 60er Jahrendes 20. Jahrhunderts ließ derdamalige Forstamtmann Hans
Fritsch mit Zustimmung der Rechtlervor allem Lärchen, Bergahorn und Linden, auch einzelne Weimutskiefern, zwischenpflanzen. Als zuständiger Förster ließ schließlich Günther Spitzenberger in Abstimmung mit der Gemeinde Chamerau und den 17 beteiligten Rechtlern vor etwa 20 Jahren starke Kiefern entnehmen, so dass sich vor allem die Laubbäume seitdem prächtig entwickeln konnten.
Durch die Nachpflanzung von Bergahorn, Linden und Lärchen, die alle das Sonnenlicht lieben, seien sehr geradschäftige Bäume entstanden, die durch das Drängen zum Licht astfrei aufwachsen.
Wie wichtig die ordnende Hand des Menschen im Waldbau ist, zeigt sich auch am Chamerauer Kalvarienberg. Ein durch Befall mit dem Buchdrucker dezimierter Fichtenbestand wurde durch Nachpflanzung von Laubbäumen ersetzt, zwischen jungen Buchen und Bergahor gedeiht eine üppige Vegetatio mit Himbeer- und Brombeerstauden.
Einen Spaziergang wert
Nicht nur einmal im Jahr, wie etwa in der Osterzeit, rückt das Chamerauer Kleinod in den Mittelpunkt: die Kalvarienberg-Kapelle. Still liegt sie zwischen dichtem Baumbewuchs gut versteckt auf einer Erhebung hoch über Chamerau inmitten eines Laubwalds. Durch wiederholte Pflegemaßnahmen des Waldes rund um die Kapelle in den vergangenen Jahren wurde es etwas lichter und heller rund um das Kleinod. Am Rande des Wanderweges mit den Kreuzwegstationen laden Ruhebänke zum Verweilen, zum stillen Gebet, ein. Der Kalvarienberg und die Kapelle sind zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert.
Ein Ort für einen besinnlichen Spaziergang für stille Beter oder auch für Erholungssuchende, die die Ruhe suchen, ist auf jeden Fall der Kalvarienberg mit seinen Kreuzwegstationen hinauf zur Kreuzigungsgruppe, die sich neben der Kapelle befindet. Am Beginn des Kreuzweges aber steht ein schönes, renoviertes Kreuz mit der Inschrift: „Gelobt sei Jesus Christus“. Auf dem Altar im Inneren der schmucken Kapelle befindet sich in Lebensgröße der gegeißelte Heiland, in Ketten gelegt, an den Wänden Kreuzwegbilder sowie das Bild des Auferstandenen, umgeben von einem Strahlenglanz, die Hand zum Segnen erhoben. Dabei steht darin mit dem gegeißelten Heiland eine Nachbildung des Gnadenbilds vom „Wiesheiland“, dem zu Ehren die weltberühmte Wieskirche bei Steingaden erbaut wurde. Die Bezeichnung „Kalvarienberg“ dürfte mit dem Kauf und der Errichtung des Kreuzwegs Mitte des 19. Jahrhunderts durch Pfarrprovisor Michl aus dem Besitz der Rundinger Schlossherrschaft in Zusammenhang stehen.
Der OGV säubert
Seit 1972 ziehen Gläubige der Pfarrei vor allem in der Karwoche zum Kalvarienberg, zu Kreuzwegandachten oder zu Maiandachten. Seit 1964, der Amtszeit von Mesner Konrad Waschler, wird in einer Art Patenschaft vom OGV in der Zeit vor Ostern die Säuberung des Kapellenplatzes und der Umgebung des schon zweimal renovierten Bergkirchleins übernommen, zu dem 1972, mit Pfarrer Erhard Kammermayer, eine große Prozession, bei der Überführung einer Statue des gegeißelten Heilands unterwegs war. Ein Eigentümer oder Erbauer der Kapelle ist nicht nachzuweisen. Ein Anhaltspunkt für das mögliche Alter ist eventuell der Visitationsbericht des königlichen Regierungsrates aus dem Jahr 1905, in dem die ruinöse Schindelbedachung beanstandet und eine Erneuerung derselben angeordnet wurde. Von der Übernahme der Baulast aber wollte niemand etwas wissen. In einer Versammlung im Jahre 1905 beschlossen die 17 Gemeindegrundberechtigten mit Mehrheit, die Kapelle, mitsamt der überbauten Grundfläche der Pfarrkirchenstiftung zu übergeben und das auch notariell beurkunden zu lassen. Der Kreuzweg auf den Kalvarienberg stammt
aus dem Besitz der Rundinger Schlossherrschaft. Pfarrprovisor Michl erwarb ihn 1844 mit Mitteln aus Spenden und ließ ihn nach Chamerau transportieren. 1901 wurde er renoviert und aufgestellt, anschließend feierlich benediziert.