Eine alte Tradition lebt wieder auf
Chamerau. Sollte ein Nichtoberpfälzer zufällig in einer Oberpfälzer Zeitung eine Einladung zu einem Wurstball lesen, dann würde sie Fragen aufwerfen: Was bitteschön hat so ein Metzgereiprodukt mit einem Ball zu tun ? Ist das ein Wettbewerb der Metzgerinnung um die beste Wurst? Muss man in dem Wirtshaus Wurst essen ? Der Oberpfälzer weiß, was gemeint ist, aber schon in Niederbayern kann sich unter einem "Wurschtball" niemand was vorstellen.
Der sogenannte Wurstball wird meist an einem verlängerten Wochenende abgehalten. Wo früher nur Würste - deshalb die Bezeichnung "Wurstball" - in allen Varianten auf dem Speiseplan standen, ist es heute eine reichhaltige Auswahl an Schmankerln. Der Wurstball, auch Wurstpartie oder Hausball bezeichnet, war schon vor den 1950er Jahren eine feste Einrichtung in fast allen Wirtshäusern. Die Leute begnügten sich mit Pfälzern auf Kraut, mit einem Stück Fleischwurst oder mit einer Gschwollenen. Auch wurde zünftig aufgespielt, überwiegend von einem Alleinunterhalter mit Schlagzeugtrommel, Mundharmonika und Klampfn. Dazu wurde eifrig getanzt. Beginnend um den Dreikönigstag, zogen sich ganze Kolonnen von Wurstbällen oft bis nach Ostern hin - zum Leidwesen mancher Geschäftsleute, die oft an einem Wochenende gleich vier oder fünf Wurstbälle bei ihren Kunden besuchen sollten.
Heute hat sich das Angebot der Wurstbälle gewandelt. Im Mittelpunkt stehen vollwertige Mahlzeiten wie Schweins- oder Rinderbraten, Wild- und Fischgerichte. Die Wurstballbesuche beschränken sich auf wenige Stunden, kaum jemand hat mehr Zeit, einen ganzen Nachmittag und Abend mitzufeiern.
"Da Wieser" mit Unterstützung des OGV und des Trachtenvereins wollen nun am 17. Februar um 19 Uhr eine die Tradition wieder beleben: den Wurstball, nur mit verschiedenen Wurstvarianten, wie es früher in den Anfangszeiten der Wurstbälle üblich war. Ab 19 Uhr gibt es auch zünftige musikalische Unterhaltung. "Da Wieser Alfred" lädt dazu ein und freut sich auf zahlreiche Gäste.