Klärwärter des Landkreises zum Erfahrungsaustausch in Chamerau
In seiner Begrüßung bei den Kläranlagen-Nachbarschaften dankte Chameraus Bürgermeister Stefan Baumgartner allen fürs Kommen und begrüßte vor allem Ingenieur Dominik Gigl, und Rudolf Kormann vom Wasserwirtschaftsamt ebenfalls aus Regensburg. Das Gemeindeoberhaupt verdeutlichte in seinen Grußworten, dass jeder Euro, den die Gemeinden in ihre Kläranlagen investieren, gut angelegt ist. Er betonte, dass eine Kläranlage die sinnvollste Einrichtung in einer Gemeinde sei, denn nur so könne gewährleistet werden, dass die Wasserqualität in unseren Flüssen auf einem hohen Stand bleibt.
Wir haben 2.600 Einwohner in 21 Ortsteilen, dafür stehen uns zwei Kläranlage, eine hier in Chamerau und dann haben wir noch eine weitere vollbiologische Reinigungsanlage in Lederdorn, diese besteht aus einem Behältersystem mit Vorklärung/Tropfkörper und Nachklärung. Der Kanalerschließungsgrad für die Gemeinde liegt bei 94 Prozent an Abwasser. Kläranlagen und Kanalisation sind teuer im Bau und im Betrieb. Die Einrichtungen können nur dann gut funktionieren, wenn qualifiziertes Personal eingesetzt wird, das für einen optimalen Betrieb sorgt. Deshalb ist eine ständige Weiterbildung des Betriebspersonals wichtig. Dazu hat der DWA-Landesverband Bayern im Jahre 1973 Kanal- und Kläranlagen-Nachbarschaften eingerichtet. Für den Bereich Cham-Ost sind 16 Unternehmensträger/Gemeinden mit insgesamt 18 Kläranlagen organisiert. Das Betriebspersonal trifft sich etwa dreimal jährlich und wird durch Experten und Lehrer betreut und geschult. Für die Nachbarschaft Cham-Ost ist dies Dr. Dominik Gigl, hauptamtlicher Laborleiter im Zentralklärwerk der Stadt Regensburg sowie von der Nachbarschaftsarbeit Cham-Ost dem Abwassermeister Reinhard Neumeier von der Kläranlage Arnschwang.
Zum Ende seiner Grußworte sprach Baumgartner noch den Abwasserpreis an, der in der Gemeinde Chamerau momentan bei 2,57 Euro pro Kubikmeter und der Wasserpreis bei 1,90 Euro pro Kubikmeter liegt. Nach einem „was, so niedrig“ einiger Mitarbeiter der Kläranlagen-Nachbarschaften gab das Gemeindeoberhaupt zu verstehen, dass die Gemeinde eigentlich zu billig sei Wir haben eine Globalberechnung gemacht und dabei ist halt dieser Preis herausgekommen.
Danke für eure Arbeit. Ich wünsche euch noch einen schönen Verlauf bei der Schulung. Alles Gute, bleibt gesund und ich wünsche euch viel Spaß in eurer Arbeit.
Dr., Dominik Gigl und Klärwärter Ludwig Vogl von der Gemeinde Chamerau führten ihre Kollegen durch die Anlage und erklärte die einzelnen Schritte bei der Klärung. Beide gaben mit viel Fachwissen praktische Antworten auf konkrete Fragen: Angestrebt wird bei der Zusammenkunft eine Erweiterung des Wissensstandes und Vermittlung neuester Informationen, Nutzen ziehen aus den Erfahrungen der Berufskollegen und Befähigung kritischer Beurteilung der eigenen Anlage, mit dem Ziel der bestmöglichen Wirkung der Kläranlage. Das Betriebspersonal erlernt dabei die wirtschaftliche Betreibung der Abwasseranlage und die Befähigung der Durchführung der selbstständigen Eigenüberwachung. Im Hinblick auf das Abwasserabgabengesetz wird der Gemeinde dabei zu einer niedrigeren Abwasserabgabe verholfen.
Vor 50 Jahren gab es die Abwasserbeseitigung noch nicht. Der Bau einer Dreikammer-Klärgrube in den 60er Jahren war dann schon eine Errungenschaft. Die jetzt noch in Betrieb befindliche Anlage für Chamerau wurde 1989 in Betrieb genommen. Dass die Reinigungsleistung der Anlage durchaus gut ist, davon konnten sich die Teilnehmer am Auslauf des Schönungsteiches überzeugen, wo klares Wasser abgeleitet wird.
Nach der Führung und den eingehenden Erläuterungen durch den örtlichen Klärwärter wurde der Nachbarschaftstag, im Gasthaus „ Bäckerwirt“ fortgesetzt, wo als erster Themenschwerpunkt der Vortrag von Dr. med. Ulrich Werner zu Erkrankungen der Klärwerter im speziellen anstanden.
Betriebsarzt Dr. med. Ulrich Werner, ein erfahrener Experte auf dem Gebiet der Arbeitsmedizin hat sich auf die Gesundheitsvorsorge von Arbeitnehmern spezialisiert. Seine langjährige Erfahrung und sein fundiertes Fachwissen machen ihn zu einem gefragten Ansprechpartner für Unternehmen, die die Gesundheit und Sicherheit ihrer Mitarbeiter am Arbeitsplatz gewährleisten möchten.
Ein wichtiger Bestandteil von Dr. Ulrich Werners Arbeit als Betriebsarzt war der Vortrag am Mittwoch bei den Kläranlagen-Nachbarschaften die in Chamerau stattfand, bei denen er über verschiedene Gesundheitsthemen informierte und aufklärte.
Zu den Themen, die in seinem Vortrag behandelt wurden, gehörten unter anderem der Hör- und Sehtest, Hautschutz, die Infektionsgefährdung G42 sowie Impfungen gegen Hepatitis A.
Dr. Werner ging auch auf spezifische Gesundheitsrisiken ein, die in bestimmten Arbeitsumgebungen auftreten können. So sprach er beispielsweise über Probleme mit Parasiten, Schmarotzern und Madenwürmern, die insbesondere in Kläranlagen eine Rolle spielen können. Er informiert die Teilnehmer bei den Kläranlagen-Nachbarschaften über diese Risiken und gab Empfehlungen zur Prävention und Behandlung. Ein weiterer Schwerpunkt von Dr. Werner ist die Aufklärung über Krankheiten wie Borreliose und dem Norovirus, die durch verschiedene Faktoren begünstigt werden können. Er erklärt den Mitarbeitern, wie sie sich vor diesen Krankheiten schützen können und welche Maßnahmen im Falle einer Infektion ergriffen werden sollten. Ein Thema, das Dr. Ulrich Werner besonders am Herzen liegt, ist die richtige Körperhaltung bei schweren Lasten. In seinem Vortrag zu diesem Thema erklärt er, wie wichtig es ist, beim Heben und Tragen von schweren Gegenständen auf eine korrekte Haltung zu achten, um Verletzungen zu vermeiden. Er gab Tipps und Tricks, wie man seine Muskulatur stärken und die Belastung für den Körper reduzieren kann. Sein fundiertes Wissen und seine praxisnahen Empfehlungen machten den Vortrag zu einem informativen und spannenden Erlebnis.
Ingenieur Dominik Gigl betonte in seinem Vortrag die Bedeutung des gegenseitigen Austauschs. „Danke sage er allen, die tagein tagaus dafür sorgen, dass das, was aus den Häusern raus geht, wieder sauber wird. Die Arbeit des Kläranlagenpersonals wird in der Bevölkerung oftmals nicht wahrgenommen“, so Dr. Gigl.
Wesentliche Arbeitsinhalte waren zudem die Besprechung der Ergebnisse des Leistungsvergleiches für das Jahr 2022/2023, die Abscheider Anlage sowie die Untersuchung der Mikrobiologie mit Gensondentechnik. Auch brachte er die Teilnehmer auf den neuesten Stand auch in Sachen Abwassergesetze. Dabei sehen sich die Mitarbeiter mit immer neuen Anforderungen und Regelwerken konfrontiert und sie stellen sich die Fragen: Welche Neuerungen in den Bereichen Abwasserableitung und Klärwerkstechnik gibt es? Wie lassen sich bestehende Verfahren vergleichen und optimieren? Und wie kann eine bestehende Infrastruktur optimiert werden?
Im Mittelpunkt seiner Ausführungen stand, dass ein zu hoher Phosphatgehalt in den Gewässern zur Überdüngung führt und das ökologische Gleichgewicht gestört wird. Man hat festgestellt, dass der Orientierungswert für den gesamten Phosphor in den Oberflächengewässern nach der Verordnung zum Schutz der Oberflächengewässer (OGewV) überschritten wird. Um mehr Phosphat aus dem Abwasser zu eliminieren, sind weitere bauliche und technische Investitionen nötig. Nach seinen Ausführungen rechnet man in Bayern mit einem mittleren zweistelligen Millionenbetrag für alle betroffenen Kläranlagen.
„Vor allem der Klärschlamm war bei dem Referenten ein herausforderndes Thema, die Kosten galoppieren davon“, zeigte sich dieser besorgt. Die Teilnehmer erfuhren zudem die neuen Vorschriften zu organisatorischen Themen wie die „Novellierung der Eigenüberwachungsverordnung Bayern“ die in den nächsten zwei Jahren durchgeführt werden soll, dabei wird festgelegt, welche Analyseparameter auf der Kläranlage regelmäßig überwacht werden müssen, damit eine Bescheids gerechte Abwasserreinigung erfolgt. Stark abgespeckte Vorgaben der Verordnung zur Eigenüberwachung von Wasserversorgungs- und Abwasseranlagen (EÜV) bieten den Betreibern eine höhere Flexibilität. Das „Abwasserabgabengesetz“ regelt die Abgaben für das Einleiten von Abwasser in ein Gewässer und wird durch die Länder erhoben. Die Abgabe richtet sich nach der Schädlichkeit des Abwassers, die in Schadeinheiten bestimmt wird. Für die Schädlichkeit werden Nährstoffparameter oder der Phosphorgehalt herangezogen. Es wurde eine Arbeitshilfe vorgestellt, wie der Abgabebetrag selbst berechnet werden kann. Werden auf einer gemeindlichen Kläranlage (Bau-) Maßnahmen umgesetzt, die die Abwasserreinigung verbessern, können diese unter bestimmten Bedingungen mit der Abwasserabgabe verrechnet werden. Der Verrechnungsbetrag ergibt sich rückwirkend bis zu drei Jahre vor der Inbetriebnahme. Es wurde besprochen, welche Maßnahmen dies sein können und welche Auswirkungen dies auf die Bescheidwerte hat. Weitere Arbeitspunkte waren die Gefährdungsbeurteilungen in Bezug auf den Arbeitsschutz sowie die sofortigen Maßnahmen bei eventuellen Funktionsstörungen in den Betriebsbereichen.
Der Klärwärtertag in Chamerau war ein voller Erfolg und hat einmal mehr gezeigt, wie wichtig der regelmäßige Austausch und die Weiterbildung der Mitarbeiter für den reibungslosen Betrieb der Kläranlagen ist. Bürgermeister Stefan Baumgartner bedankte sich bei allen Teilnehmern und Organisatoren für ihr Engagement.