Mai: Monat der Marienfrömmigkeit
Chamerau. (hep) Der Monat Mai rückt in der katholischen Volksfrömmigkeit die Marienverehrung in einen besonderen Mittelpunkt. Und so ist vielerorts auch in der heutigen Zeit der Mai noch durch die Verehrung der Gottesmutter und Formen der Verehrung geprägt. Aus Anlass von über 300 Fatima-Andachten in der Kapelle am Gillisberg, seit der Erbauung im Jahre 1966, soll hier ein kurzer Rückblick auf die Geschichte der kleinen Kapelle gegeben werden. Unweit am Standpunkt der jetzigen Kapelle stand schon früher eine Kapelle, die vermutlich zwischen 1840 und 1860 von Bewohnern der Ortschaft Gillisberg erbaut wurde. Nachdem sie baufällig wurde und ein Blitzschlag sie zusätzlich beschädigte, war ihrLos beschieden. Sie musste am 21. Mai 1966 abgetragen werden.
Große Opferbereitschaft
Durch die große Opferbereitschaft der Einwohner von Gillisberg, die sich durch Geldspenden, Hand- und Spanndienste auszeichnete, konnte eine neue Kapelle gebaut werden. Der damalige Pfarrer Josef Schlosser aus Chamerau, ein Förderer des Vorhabens und der Stifter des Glasmosaikbildes Philipp August Henneberger aus Bad Kötzting, setzten sich dafür ein, dass die Kapelle an die Wunder von Fatima erinnern sollte.
Am Abend des 13. August 1966 geleitete die Chamerauer Pfarrgemeinde in einer feierlichen Lichterprozession ihren Pfarrer zur Einweihung der Kapelle nach Gillisberg.
Die weißverputzte Kapelle hat Oktogonform (Achteck) mit einem Vorbau aus Holz. Durch diese Bauform wurde eine Beziehung zu der Pfarrkirche Chamerau geschaffen, deren Anbau dieselbe Form aufweist und einige Jahre vorher entstand. Das Dach ist mit Schindeln gedeckt. Eine schmiedeeiserne Rundbogentüre, die nie abgesperrt wird, führt in das Innere der Kapelle. Über dem kleinen Steinaltar schmückt ein Glasmosaik die Gottesmutter darstellend, die Wand. Die Decke ist mit hellem Holz eingeschalt. Für ein stilles Gebet und zum Verweilen laden die seitlichen Bänke ein. Durch reichlichen und immer frischen Blumenschmuck hinterlässt das Kleinod einen freundlichen Eindruck. Die Ruhebänke vor der Kapelle unter schattigen Bäumen, die gespendet wurden, laden die Spaziergänger zu einer kurzen Rast ein und zeigen ihm die Schönheit in Gottes Natur.
Ein Zeichen Gottes
Wenn man die Geschichte und die Entwicklung der kleinen Kapelle kennt, stimmt man der Inschrift im Innern der Kapelle zu: „Die Kapelle soll sein ein Zeichen Gottes in der Welt, ein Zeichen unserer Lieben Frau, eine Stätte stillen Betens und der Einkehr sein“. Auf die Fürbitte Mariens hin erwarten die Menschen Hilfe aus Not, aus schwierigen Lebenssituationen und aus der Bedrängnis sowie Linderung und Hilfe. Im Mai – so sagt man oft – trägt die Natur ihr Festgewand. Viele Pflanzen blühen. Alles sprießt und wächst. Das empfinden die Menschen als schön, einfach schön. So ist eben der Mai in der christlichen Tradition auch eine Zeit der besonderen Marienverehrung geworden. Am Mittwoch, 13. Mai, sollte um 19 Uhr die Glocke von Michael Wanninger – wie schon viele Jahre vorher – zum ersten Mal im neuen Jahr zur Fatima-Andacht geläutet werden. Dies verhindert aber in diesem Jahr die Corona-Pandemie. Es
hätten sich bestimmt wieder viele Marienverehrer eingefunden. Diese volkstümlich gehaltene Fatima-Andacht, bei der sich die Besucher um die Kapelle gruppieren, fand seit vielen Jahren immer mehr Anklang. Jeweils am 13. der Monate Mai bis Oktober, der Tage der Marienerscheinung in Fatima (Portugal) im Jahr 1917, versammeln sich hier Gläubige aus der Umgebung, um mit Gebeten und Liedern die Mutter Gottes zu verehren. Da die Kapelle die zahlreichen Besucher nicht fassen kann, stehen sie in einem Halbkreis vor dem Eingang. Das Hauptfest und auch Jahrestag der Einweihung ist der 13. August. Die Anwesenden wurden bisher vom Chor „Die Sängerinnen mit Zither“ – wie schon seit deren Gründung im Jahr 2012 – unter der Leitung von Berta Robl und den weiteren Sängerinnen Monika Völkl, Brigitte Wanninger, Linda Schmid, Brigitte Pürzer und Helma Kreutner mit Zitherbegleitung und Gesang bei der Andacht unterstützt.
Wertvolles Schnitzwerk
Wie schon bei allen bisherigen Fatima- Andachten hätte wieder eine etwa 35 Zentimeter hohe, sehr alte Marienfigur in der Kapelle aufgestellt werden sollen. Das wertvolle Schnitzwerk befindet sich in Privatbesitz. Um die Gestaltung der Andachten im Laufe der vielen Jahre, die oftmals mit dem „Chamerauer Lied“ ausklangen, hat sich die Familie Wanninger besondere Verdienste erworben.
Bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg war es im deutschsprachigen Raum üblich, auch zuhausein den Familien und Häusern ein zusätzliches Ave Maria zum Morgen-,´Tisch- und Abendgebet zu verrichten. Dazu wurde in den Familien auch ein eigener Marien- oder Maialtar errichtet. Das hieß, um eine Marienstatue wie dieser in der Fatima-Kapelle in Gillisberg wurden Blumen aufgestellt–meist waren es Fliedersträuße oder Maiglöckchen –, die als schmückendes Beiwerk zu finden waren.