Regen – und dann kam doch noch die Sonne
Trotz des nasskalten Wetters kamen am Samstag über 100 Besucher zum bundesweiten „Tag der Astronomie“ auf die Sternwarte Rossberg bei Chamerau. Denn dort gab es zum Himmelsereignis einer partiellen Sonnenfinsternis am Mittag auch die Einweihung eines neuen Nebengebäudes zu feiern, das vor allem der Beobachtung des Zentralgestirns dienen wird.
Für die interessierten Gäste gab es tagsüber neben vielen Vorträgen und physikalischen Demonstrationen auch die Gelegenheit, die verschiedenen Bereiche und Teleskope der Sternwarte vorgeführt und erklärt zu bekommen. Auch für das leibliche Wohl war durchgehend bis in die späten Abendstunden gesorgt. Die vielen Kinder konnten unter anderem die Abenteuer der deutschen Astronautinnen und Astronauten bewundern und bekamen die Fram2-Mission der Berlinerin Rabea Rogge vorgestellt, die am frühen Dienstagmorgen erfolgreich als erste Deutsche ins All gestartet ist. Wegen des Windes mussten zwar die Starts der Wasser- und Elektro-Raketen ausfallen, aber eine große Sammlung an LEGO-Raumschiffen und -Raketen faszinierte die Jugend fast genauso.
Der Vorsitzende des Vereins der Sternwarte, Wolfgang Kagermeier, begrüßte die Ehrengäste, Landrat Franz Löffler, MdL Dr. Gerhard Hopp und den Chamerauer Bürgermeister Stefan Baumgartner und führte sie durch die Sternwarte. Alois Preis, 2. Vorstand und Technischer Leiter des Observatoriums, führte im Anschluss das Prunkstück der Instrumente, das große RC-Newton-Teleskop von Alluna aus Bobingen bei Augsburg mit einem Spiegeldurchmesser von 50 Zentimetern und einer Brennweite von vier Metern in der großen Kuppel vor. Seit mittlerweile fast neun Jahren bildet es das „Herz“ der Sternwarte, die 2016 bei ähnlichem Wetter eröffnet wurde und seitdem jeden Freitagabend bei klarer Sicht – die Sommermonate Juni bis August ausgenommen – kostenlose Führungen und Beobachtungen anbietet.
Alles ist abhängig vom Wetter
Wolfgang Kagermeier sprach im Anschluss das Ausgeliefertsein ans Wetter an, die Astronomen aller Zeiten verbindet. Er dankte allen Anwesenden, trotz der widrigen Wetterumstände den Weg auf den Rossberg gefunden zu haben. Ein besonderer Dank galt dem Paar Dr. Eckart und Uschi von Deuster, deren Großspende den Bau der Sternwarte, die sich ausschließlich durch Spenden und Mitgliedsbeiträge finanziert, vor fast zehn Jahren erst ermöglicht habe. Auch das neue Lunt 152-Teleskop zur Sonnenbeobachtung, das am Samstag eingeweiht wurde, war eine Spende der Deusters – deren Namen die Sternwarte auch offiziell trägt.
Lob für die Jugendarbeit des Vereins
Chameraus Bürgermeister Stefan Baumgartner, dessen Team die Sternwarte laut Vorstand Kagermeier immer tatkräftig unterstütze, dankte dem engagierten Verein für die überregionale Repräsentation Chameraus und auch allen Anrainern, die von Anfang an harmonisch zusammenleben mit der Sternwarte. Auch MdL Dr. Gerhard Hopp hob die Verdienste des Vereins besonders in der Jugendarbeit hervor, aus eigener Erfahrung, da auch seine Kinder bereits mehrfach Mitmach-Veranstaltungen der Sternwarte besucht hatten.
Landrat Franz Löffler betonte in seiner Festrede die Leidenschaft und das Engagement des Vereins der „Sternwarte Rossberg e.V.“. Er sei 2012 beim ersten Spatenstich hier in der herrlichen Anhöhe über Chamerau dabei gewesen und begeistert, was der Verein seitdem – ausschließlich in Eigenleistung – für die Gemeinde und den ganzen Landkreis geschaffen habe. Vor allem die Möglichkeit, junge Menschen weg vom Handy zu locken und mit eigenen Augen Naturwissenschaft erleben zu lassen und als Fachkräfte der Zukunft in einer Zeit des demografischen Wandels an für die Region so wichtige MINT-Berufe herangeführt zu werden.
Bei der anschließenden Eröffnung zerschnitten die Ehrengäste mit Vorstand Wolfgang Kagermeier das Band zum Eingang der neuen Sonnenbeobachtungswarte, deren Dach dann zum ersten Mal offiziell zur Seite fuhr und den Blick auf die Technik freigab. Mit großem Interesse verfolgten die Gäste die Beschreibung der neuen Teleskope und deren Möglichkeiten.
Der Himmel riss immer wieder mal auf
Bald riss der Himmel dann doch noch immer wieder lange genug auf, um den Besuchern, mit Sonnenfinsternis-Brillen auf der Nase, viele „Ahs!“ und „Ohs!“ zu entlocken. Auch per Handy und Sonnenteleskop gelangen noch viele Aufnahmen, bevor der Mond die Sonnenscheibe gegen 13 Uhr wieder verließ.
Am Nachmittag lockten viele Führungen und Referate Interessenten auf den Rossberg, bis aus Deggendorf reisten Gäste an, um Dr. Andreas Segerers (GeoBioCenter der LMU München) Vorträge zum Urknall und der Lebensentstehung zu hören. Wolfgang Kagermeier berichtete über die deutschen Astronauten, die Zukunft der internationalen Raumstation ISS und über den neuen Wettlauf um die erste Frau auf dem Mond zwischen China und dem Westen. Da sich der Himmel in den Abendstunden wieder zuzog und eine nächtliche Beobachtung der Planeten und deren Monde am Firmament nicht mehr möglich war, klang die gelungene Veranstaltung gegen 21 Uhr aus.