Spühlbohrer "frisst" sich durch den Regen
Chamerau. Eine technisch interessante Baustelle besteht derzeit links und rechts des Regens unterhalb des Friedhofes, wo die Firma Bau Schönberger Chamerau, sowie die Firma Rädlinger-Netzbau als Subunternehmer den Fluss für eine neue Wasserleitung unterdükert, wie das Verfahren beim Verlegen von Rohren unter Gewässern bezeichnet wird. Nach vierstündigem Spülbohren konnte am Dienstag das „Blaue Rohr“ bezeichnend für die Wasserleitung eingezogen werden. Die Verlegung der neuen Hauptwasserleitung aus Polyethylen DA 160 auf einer Länge von insgesamt rund 400 Metern erfolgt zu 100 Metern im Spülbohrverfahren, der Rest von 300 Metern erfolgt durch die Firma Schönberger in offener Bauweise. Noch im Verlauf dieser Woche beginnt die Firma Schönberger mit den Erdarbeiten vom Anger bis zur Regenbrücke, hier muss an die bestehende Leitung die jetzt an der Brücke befestigt ist angeschlossen werden. Für einen Zusammenschluss von der Friedhofsmauer bis zur Hauptleitung in der Nähe des Kindergartens muss ebenfalls in offener Bauweise gearbeitet werden. Unter anderem werden 15 Hausanschlüsse am Anger sowie 5 Knotenpunkte (Anschlüsse an die bestehenden Hauptleitungen und Anschlüsse der Hydranten) in diesen Bereichen erstellt
Trinkwasserversorgung wird gesichert
Zur Vorgeschichte: Vor 65 Jahren nahm die Gemeinde die Wasserleitung in Betrieb, wobei das Rohr in offener Bauweise unterhalb des Brückengehweges angebracht wurde. Beim Jahrhunderthochwasser 2002 war zu befürchten, dass vom Wasser mitgeführte dicke Baumstämme die Brücke und mit ihr die Wasserleitung beschädigt werden könnte. Aus diesem Grund ordnete man damals sogar für einige Stunden eine Brückensperrung an.
Rund 260 000 Euro mit einer Bezuschussung von 60 Prozent durch das Wasserwirtschaftsamt investiert nun die Gemeinde Chamerau in die Verlegung einer 160 Millimeter starken Wasserleitung unter dem Regen und damit in die Versorgungssicherheit. Als Wasserversorger ist die Gemeinde nicht nur dafür zuständig, ihre Kunden zuverlässig zu beliefern. Sie muss auch gewährleisten, dass die Versorgungsleitungen sicher und geschützt sind. Damit wird dem durch die vielen Neubauten sowie dem Gewerbegebiet verstärkten Bedarf Rechnung getragen und die Trinkwasserversorgung in diesem Bereich langfristig gesichert, Wasser muss hoch geschätzt und geschützt werden. Mit Trinkwasser sollte pfleglich umgegangen werden, denn es ist ein kostbares Gut. Was selbstverständlich klingt, ist aber auch mit Kosen verbunden wie das zur Zeit laufende Bauprojekt der Gemeinde zeigt.
Muss so eine Wasserleitung einen Fluss überwinden, wurde das bislang oft mittels Leitungen an Brücken gelöst. Das sogenannte Spülbohrverfahren wird eingesetzt, wenn im Leitungsbau keine Gräben gezogen werden können oder sollen. In zur Zeit höchst technischer, modernster Arbeitsweise wird als erstes eine Pilotbohrung erstellt.
Millimetergenaue Steuerung
Es läuft in mehreren Schritten ab: Zuerst wird ein Loch durch den Untergrund gebohrt - die Pilotbohrung. Das zerkleinerte Erdreich wird mit Wasser ausgespült und das Bohrloch zugleich zur Stabilisierung mit einer Bentonit-Lösung ausgekleidet, das ist eine Mischung aus verschiedenen Tonmineralien. Mit dem Aufweitvorgang wird gleichzeitig das Produktrohr eingezogen. Der Weg des Bohrers vom Start zum Ziel wird exakt festgehalten und kann auch millimetergenau gesteuert werden. Diese Vorgehensweise ist den Experten zufolge in den Bereichen Gas- und Fernwärme, der Trinkwasserversorgung, bei Abwasserdruckleitungen sowie Kabelschutzrohren für TV-, Telefon- oder Stromkabel das derzeit optimale Bohrverfahren. Die erforderlichen Geräte für das Spülbohrverfahren hat die Firma Josef Rädlinger aus Windischbergerdorf. Mit Hilfe von Horizontalspülbohrungen können Rohre und Leitungen grabenlos unterirdisch verlegt werden. Die Steuerung der Bohrsysteme erlaubt es, dem Kurven- und Höhenverlauf einer Straße zu folgen oder kreuzende Leitungen zu unterlaufen.
Die neue Leitung wurde im Spülbohrverfahren 2 Meter unter das Flussbett verlegt. Der Auftrag hierfür ging in der Oktober Gemeinderatssitzung 2019 an die Bau Schönberger aus Chamerau. Für die notwendigen Arbeiten war am Friedhofsende am Alten Friedhof die Startgrube ausgehoben, wo die eingesetzte Horizontalspülbohrmaschine Ditch Witch - JT 30 All Terrainder mit dem Namen „Josef“ der Firma Josef Rädlinger aus Windischbergerdorf nach und nach die etwa fünf Meter langen Stahlstangen mit einem 130 Millimeter Bohrkopf am Anfang des Gestänges in das Erdreich unter dem Regenflussbett trieb. Nach 100 Metern kam schließlich in der Böschung bei Haus Nummer 10 am Anger der Bohrkopf wieder zum Vorschein. Der tiefste Punkt befand sich dabei 2,5 Meter unter dem Flussbett. Beim Zurückholen der Stahlstangen - mittlerweile wurde ein Bohrkopf mit 380 Millimetern aufgesetzt, zogen diese ein Blaues Kunststoff Wasserleitungsrohr mit einem Durchmesser von 160 Millimeter in die geschaffene Bohröffnung.
Ein Vorteil der Kombination aus Düker und Schlauch besteht darin, dass Kosten und Zeit gespart werden. Wasserleitungen werden gewöhnlich in Stahlrohren verlegt. Bei einer Flussunterquerung ist das schwierig. Dadurch, dass Stahl nur bedingt gekrümmt werden kann, wäre die Strecke sehr lang. Kein Problem bei einem Düker aus Kunststoff. Mit der aktuellen Methode fallen nur wenige Grabungsarbeiten an. Das bedeutet, dass weniger in Natur und Infrastruktur eingegriffen werden muss.
Sehr gute Zusammenarbeit
Bürgermeister Stefan Baumgartner dankte bei der Baustellenbesichtigung am Dienstag den beiden am Projekt beteiligten Baufirmen- der Firma Bau Schönberger mit seinem Projektleiter Gerhard Pfeffer sowie der Firma Rädlinger mit Bereichsleiter - Netzbau Andreas Schönberger für die sehr gute Zusammenarbeit. Die beiden Vertreter der Baufirmen, sprachen einstimmig von einer harmonischen und guten Zusammenarbeit untereinander. Die Gemeindeverwaltung bittet um Verständnis für eventuelle Verkehrsbehinderungen bis zur Fertigstellung des Projekts.